Das inklusive Lese-Theater


Wir sind eine Gruppe aus Berlin-Ost und machen Lese-Theater. Eigentlich heißt es richtig - szenische Lesung, aber damit kann keiner etwas anfangen. Lese-Theater ist irgendwie klarer, oder? Wir haben uns den Namen "AusErLesende" ausgedacht, da wir aus den Texten lesen. Wir lesen jedes Jahr ein anderes Stück, das unsere Regisseurin Zlata für uns geschrieben hat. Na ja, wir mussten ihr alle dabei ein wenig helfen. Voriges Jahr haben wir "Schischifusch" gelesen - für uns angepasste Erzählung von W. Borchert - und dieses Jahr ein Stück, das "Ausgegrenzt" heißt. Das ist etwas ganz neues, eigenes. Wir versuchen auch dabei ein wenig zu spielen und von mal zu mal trauen wir uns ein bisschen mehr. Das Lesen gibt uns sehr viel. Das Lernen fiel uns früher nicht leicht, aber jetzt freuen wir uns darauf. Und wir denken darüber auch nach. Das was wir lesen hat auch einen tieferen Sinn. Nicht dass wir den Leuten die Welt erklären, aber wir machen auf vieles aufmerksam. Teilweise sind die Texte lustig, teils zum weinen. Aber so versteht man vieles viel besser. Wir treten auch auf, jedes Jahr bei den Herzberger Lichter, das ist für uns der Höhepunkt. Dabei sind wir immer sehr aufgeregt, aber das gehört dazu. Der Applaus ist dann ganz toll und wir sind froh, dass die Vorstellung geklappt hat. Wir werden immer selbstbewusster, nicht nur bei dem Auftritt. Man traut sich auch im Leben viel mehr.

 



Lese-Theater Die AusErLesenden

 

Klienten des Rehabilitationszentrums Berlin-Ost -inmitten gGmbH haben sich 2016 durch Privatinitiative zu einem Lese-Theater zusammengefunden. Lese-Theater deshalb, weil sie aufgrund ihrer Besonderheit keine Texte auswendig lernen können.

Ihren Namen, Die AusErLesenden, haben sie sich selbst ausgedacht, weil sie mit verteilten Rollen aus Texten lesen.

Da auch ihre Lese- und Sprechkompetenz eingeschränkt ist, muss intensiv geübt werden. Im Vordergrund steht deutliches Sprechen mit zu Emotionen des Textes adäquaten Betonung.

Jedes Jahr werden neue Texte ausgewählt. In Zusammenarbeit mit der Gruppe werden die Rollen verteilt und der Text den Fähigkeiten jedes Einzeln angepasst. Dabei bringen sich die Mitglieder in besonderer Weise ein, formulieren um und bringen eigene Ideen ein. So entsteht im Teamwork die Endfassung.

Es begann 2016 mit Schischyphusch, eine Erzählung von Wolfgang Borchert. Eine nur vordergründig lustige  Geschichte über zwei Menschen mit dem gleichen Sprachfehler.  

Die wöchentlichen Proben erfolgten im Haus der Generationen in Lichtenberg. Es wurde ein kleiner Film gedreht, der auf YouTube zusehen ist. https://www.youtube.com/watch?v=oxhUcC-hET0

2017 wurde das Stück Ausgegrenzt eingeübt. Tiere und Menschen wurden durch einen Zaun von einem Teich, den sie so liebten, getrennt. Eine Metapher auf gegenwärtige Problematik.

Im Dezember 2017 traten sie öffentlich in einem kleinen Offtheater auf. Musikalisch wurden sie begleitet durch die Rock´n´Roll Preachers.

Die Planung für ein neues Stück 2018 sind angelaufen. Die Lesestücke werden sowohl textlich als auch inhaltlich anspruchsvoller, um Lese- und Sprechfähigkeit der Gruppe weiter zu fordern und zu  fördern. Diese wichtige Form des Lernens durch Textverstehen in einem interaktiven Miteinander soll selbstgestellten Anforderungen genügen. Verbesserung und Stärkung der Integration und aktiver Teilhabe. Entwicklung von sozialen Kompetenzen.

Außerdem werden Voraussetzungen geschaffen für öffentliches Auftreten bei diversen Veranstaltungen wie Aufführungen im Museum Kesselhaus, verschiedenen sozialen-, kirchlichen- Institutionen, Jugend- und Senioreneinrichtungen sowie bei Tag der Inklusion, Tag der Familie und bei Herzberger Lichter, Fest der Vielfalt und Toleranz.

Nach diesen ersten zwei Jahren kann festgestellt werden, dass erkennbare Fortschritte in der Deutlichkeit der Aussprache zu verzeichnen sind. Ihr Selbstwertgefühl ist gestiegen. Es befähigt sie zur besseren Teilhabe an ihrem alltäglichem Leben, da sie selbstbewusster auftreten.

 

Ziele:

  • Den Mikrokosmos Der AusErLesenden in die Lage zu versetzen, sich verständlicher auszudrücken, ihren Wortschatz zu vergrößern. Das  abstrakte Denkvermögen zu verbessern, indem sie lernen, das Gelesene als Metapher für heutige gesellschaftliche Probleme zu erkennen. Zugang zur Literatur zu ermöglichen.
  • Den Zuschauern der Aufführungen soll gezeigt werden, dass auch Menschen mit Besonderheiten Talente haben. Und sie ein wertvoller Bestandteil der menschlichen Gesellschaft sind. Vorurteile, Barrieren in den Köpfen sollen abgebaut, Berührungsängste beseitigt werden.

Bisherige Auftritte: